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Rückblick auf den 20. Unternehmerstammtisch

Volles Haus bei der 20. Ausgabe des traditionellen Netzwerktreffens.
Volles Haus bei der 20. Ausgabe des traditionellen Netzwerktreffens.

X, Y oder Z? Wissenschaftler gruppieren Menschen heutzutage anhand von Studien aufgrund ihres Geburtsjahres und prägenden Ereignissen in Generationen ein. Entsprechend unterschiedlich sind Kenntnisse, Werte und Erwartungen – auch mit Blick auf Personalführung in Unternehmen. Wie also umgehen mit jenen, die zwischen 1995 und 2009 zur Welt gekommen sind? Wie tickt die „Gen Z“, die von Zeiten großer Umbrüche geprägt ist? Wie will sie arbeiten? Wie geführt werden? Und wie sich beruflich verwirklichen? Prof. Dr. Stefan Hähnel (Foto oben li.) beschäftigt sich seit mehr als 20 Jahren mit Generationenforschung und war am 3. September anlässlich des von der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung Oschersleben initiierten und etablierten Unternehmerstammtischs an den Werkstattstandort „Am Pfefferbach“ gekommen, um zum Thema „Generation Z – Sind sie vorbereitet?“ zu referieren. Der gebürtige Wittenberger ist Wissenschaftlicher Studienortleiter der Internationalen Berufsakademie (iba) in Leipzig.

Hähnel beschrieb nicht nur die Generation, er gab den mehr als 40 anwesenden Unternehmern und Kommunalpolitikern auch gleich ein paar Tipps zum Handling mit auf den Weg, denn wer heute zwischen 15 und 29 Jahre alt ist, habe im Berufsleben spezielle Schlüsselerwartungen, auf die Arbeitgeber gezielt eingehen sollten. Hähnel traf damit den Nerv der Anwesenden – vor allem mit Blick auf den Fachkräfte- und Personalmangel allerorten. Nach dem Vortrag gab es bei französischen Spezialitäten aus dem Café der Auleber Obstmanufaktur in Hötensleben unter freiem Himmel Zeit für intensiven Austausch, an dem sich auch der Landrat des Bördekreises, Martin Stichnoth, der Oscherslebener Bürgermeister Benjamin Kanngießer und der Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung, Hans Walker, beteiligten. „Der Unternehmerstammtisch ist ein Format mit Tradition. Ein Netzwerk, das die mittelständische Wirtschaft mit kommunalen Partnern und der Politik verbindet“, sagte Martin Sichnoth in seinem Grußwort. „Unser Landkreis besitzt eine starke Wirtschaftskraft.“ Unternehmerstammtische seien beste Möglichkeiten für einen Schulterschluss unter den Akteuren, was Prof. Dr. Stefan Hähnel aus wissenschaftlicher Sicht bestätigte. „In den vergangenen 10 bis 15 Jahren haben es die Unternehmen vor allem in ländlichen Regionen verstanden, nicht gegeneinander zu kämpfen, sondern miteinander“, führte der Dozent und Unternehmensberater aus.

Im Jahr 2003 gab es anlässlich der Eröffnung der zweiten stiftungseigenen Werkstatt im Gewerbegebiet am Oscherslebener Pfefferbach den ersten Stammtisch. „Die Idee dahinter waren im Grunde Werbung und Akquise für den neuen Standort“, blickte Claudiushaus-Geschäftsführerin Doreen Schnee auf die Anfänge zurück. Sie leitete seinerzeit die Werkstatt. „Es gab von Anfang an viel Zuspruch von der regionalen Wirtschaft und auch von der Politik. Vor gut zehn Jahren kam die Idee auf, dieses Netzwerktreffen mit thematisch vielfältigen Impulsvorträgen von Referentinnen oder Referenten aufzuwerten.“

Stichwort: berufsintegrierter Berufsbildungsbereich

Vertreter der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung nutzten das volle Haus beim 20. Unternehmerstammtisch, um Werbung für die Integration von Menschen mit Behinderungen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu machen. Konkret ging es darum, Berufsbildung in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) anders zu denken und anzupacken. Das Schlüsselwort lautet in diesem Kontext „berufsintegrierter Berufsbildungsbereich“, wie Christopher Ernst, Leiter Soziale Dienste, erläuterte. „Damit ist zum Beispiel ein mittelständisches Unternehmen gemeint, das Menschen mit Behinderungen Alternativen zum Berufsbildungsbereich anbietet. Nach einem erfolgreichen Probepraktikum in dem Betrieb schließt sich eine zweijährige Berufsbildung im Betrieb an, intensiv begleitet durch uns“, sagte er. „Wir verlagern also unsere interne Berufsbildung von jungen Menschen mit Behinderungen direkt in die Unternehmen, die so einen neuen Mitarbeiter oder eine neue Mitarbeiterin gewinnen können.“ Menschen mit Behinderungen wird so eine gesetzlich anerkannte Alternative zur klassischen Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) geboten. Es geht um berufliche Bildung und Beschäftigung in einem arbeitsmarktnahen, inklusiven Umfeld. So ist es seit 2018 im Bundesteilhabegesetz verankert.

05.09.2025