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Endlich barrierefrei! Millionen-Neubeu nach anderthalb Jahren Bauzeit fertig

„Wir haben ein buntes Haus gebaut.“ Das sagt die Architektin in der Vorwoche zur Eröffnung des Ralf-Triller-Hauses in der Matthias-Claudius-Haus-Stiftung. Und es ist nicht nur bunt, es ist das neue Zuhause für 24 Menschen mit schweren Behinderungen.

Nach anderthalb Jahren Planung und anderthalb Jahren Bauzeit hat die Matthias-Claudius- Haus-Stiftung am 22. November das Ralf-Triller-Haus feierlich eröffnet. Der 2,8 Millionen Euro teure, farbenfrohe Ersatzneubau auf dem Wohnstättengelände in der Oscherslebener Hermann-Krebs-Straße bietet in 22 Zimmern Platz für 24 Männer und Frauen mit schweren Behinderungen. Das Haus ist modern und barrierefrei - Standards, die der noch abzureißende „Anbau“ in der Nachbarschaft schon lange nicht mehr erfüllt. Jetzt dürfen sich die Bewohner und das 15-köpfige Team um Hausleiter Jörg Müller (Foto u. re.) unter anderem auf helle Wohn- und Arbeitsräume, großzügige Wohnküchen, Fußbodenheizung und Pflegebäder freuen. Hier ist künftig ein selbstbestimmtes Leben und Wohnen möglich! Den symbolischen Schlüssel für das Ralf-Triller-Haus übergab das zuständige Planungsbüro Stegmann & Partner aus Quedlinburg an Jörg Müller - und einen Spendenscheck in Höhe von 250 Euro gab es noch dazu. „Wir haben gern für sie gebaut“, findet Architektin Sabine Marter passende Abschlussworte. Die Wege seien über den Gesamtzeitraum von gut drei Jahren immer kurz und der Umgang mit allen Beteiligten immer konstruktiv und freundlich gewesen. Und sie hatte auch ein paar beachtliche Zahlen mitgebracht: 520 Kubikmeter Stahlbeton, 1500 Quadratmeter Mauerwerk, 90 Dachbinder, 60 Türen und 4100 Quadratmeter Anstriche auf Wände und Decken.

Claudiushaus-Geschäftsführer Michael Lange begrüßte zur Eröffnungsfeier an der frischen Herbstluft viele Gäste, darunter auch Vertreter des Landes, der Sozialagentur, des Kreises und der Stadt. Auch der Kaufmännische Vorstand der Diakonie Mitteldeutschland, Wolfgang Teske, war gekommen und rückte in seinem Grußwort vor allem den Namen in den Mittelpunkt. „Das Haus nach einem ehemaligen und besonderen Bewohner zu benennen zeigt die Verbindung zu und mit den Menschen“, sagte er. „Das ist die klare Orientierung auf die Menschen, für die wir da sind.“ Ralf Triller, der im April 2017 überraschend im Alter von knapp 52 Jahren gestorben ist, hatte eine dunkle Hautfarbe und lebte seit 1959 unter dem Dach der Stiftung. Auch er wäre eingezogen, nun trägt der Neubau seinen Namen. Die kürzlich gewählte Kuratoriumsvorsitzende Erika von Knorre blickte zurück auf die teils aufreibende Zeit der Planung, die immer mit der Gewissheit verbunden war, dass man mit Blick auf den Zustand der Wohnstätte „Anbau“ etwas tun müsse. „Das Kuratorium wurde frühzeitig über die schwierige Wohn- und Betreuungssituation informiert.“

Die Geschäftsführung habe damals umgehend den Auftrag erhalten, alles Notwendige in die Wege zu leiten, so von Knorre weiter. „Es ging darum, Verhältnisse zu schaffen, die Menschen mit schweren und schwersten Behinderungen brauchen.“ Im Wirtschaftsplan des Jahres 2018 waren dann 2,2 Millionen Euro für den Ersatzneubau verankert. Unter dem Strich wurde für 2,8 Millonen Euro gebaut - 1,8 Millionen Euro sind kreditfinanziert, rund 850 000 Euro Eigenmittel und 150 000 Euro Fördermittel der Stiftung Wohnhilfe mit Sitz in Bonn. Die langfristige Refinanzierung wird Lange zufolge mit dem Land und der Sozialagentur Halle verhandelt. Der Geschäftsführer nutzte die Gelegenheit auch, um Kritik in Richtung der anwesenden Vertreter und Entscheider zu äußern. „Die fiskalischen Zwänge in unserem Land sind so bestimmend, dass fachliche Standards und Ziele wie Inklusion, individuelle Betreuung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zwar politisch laut gewollt sind, aber in aller Regel an der Finanzierung scheitern.“ So würden beispielsweise die Erschließungskosten für Gas, Elektro, Wasser und Abwasser nicht refinanziert. Ohne diese Arbeiten wäre aber gar kein Bauen möglich, sagte Lange. Matthias Porzelle, Superintendent des Kirchenkreises Egeln, ließ es sich nicht nehmen, vor dem Zerschneiden des symbolischen roten Bandes die Einsegnung des Ralf-Triller-Hauses vorzunehmen. Anfang Dezember sollen die Umzüge der 24 Männer und Frauen stattfinden. Vorausgesetzt, bis dahin liegen alle notwendigen Genehmigungen vor, sagte Wohnstättenleiterin Heidi Lipka.

28.11.2019