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TdoT: Integration auf ersten Arbeitsmarkt ist langfristige Schnittstellenaufgabe

Dr. Gabriele Theren
Dr. Gabriele Theren

Wie weit sind Menschen mit Behinderung vom ersten Arbeitsmarkt entfernt? Gut ausgebildet und talentiert schaffen es die meisten nie in eine „normale“ Beschäftigung. Warum? Antworten gab es beim Tag der offenen Tür für Fachbesucher am Standort Pfefferbach.

Schließt eine Behinderung eine Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt aus? Trotz vieler Talente, einer guten Ausbildung und noch mehr Motivation? Antworten auf Fragen wie diese gaben die Gäste am Tag der offenen Tür am Werkstattstandort Pfefferbach. Zum zweiten Mal hatte die Matthias- Claudius-Haus-Stiftung in Oschersleben am vergangenen Mittwoch zu einem solchen Aktionstag geladen, der sich ausschließlich an Fachpublikum richtet. Gekommen waren Vertreter des Landkreises, der Kammern, verschiedener Förderschulen und des Deutschen Roten Kreuzes. Das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration hatte Dr. Gabriele Theren als Vertreterin von Staatssekretärin Beate Bröcker in die Börde entsandt. Miteinander wurde das aktuelle Thema der Integration von Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt besprochen - und das ist ein durchaus schwieriges.

Nach wie vor wiegen die Zweifel an der Anstellung eines behinderten Menschen schwer, die Unternehmen sind skeptisch und oft ungenügend oder falsch informiert. „Es hapert an der flüssigen Zusammenarbeit an den entscheidenden Schnittstellen“, sagte Claudiushaus-Geschäftsführer Michael Lange. Der Übergang von der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) auf den ersten Arbeitsmarkt ist das Primärziel, das aber fast nie erreicht werde. Erste Etappenziele wurden dennoch schon genommen. So konnten in diesem Jahr 18 Beschäftigte der Stiftung bei einem Praktikum in den ersten Arbeitsmarkt reinschnuppern, 2014 waren es nur 7 Beschäftigte. Aktuell wird daran gearbeitet, einen Beschäftigten über das Modellprojekt ÜWA (Unterstützung des Übergangs von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der WfbM auf den allgemeinen Arbeitsmarkt durch die Integrationsfachdienste in Sachsen-Anhalt) fest an ein Unternehmen zu binden. Dies ist der Initiative der Werkstätten, deren Leitung und den sozial begleitenden Mitarbeitenden zu verdanken.

„Die Zusammenarbeit mit dem Integrationsfachdienst muss qualitativ besser werden“, äußert Werkstattleiter Andreas Schulz Kritik. Auch personell muss aufgestockt werden, will man beispielsweise einen Werkstattbeschäftigten regelmäßig an seinen Praktikums- oder Außenarbeitsplatz begleiten. „Wir müssen wissen: Wo knirscht es genau?“, sagte Theren. Deshalb seien Tage wie diese wichtig, um die Sicht einer WfbM zu erfahren und mit den Rückschlüssen konstruktiv zu arbeiten. Ganz nah dran an den Unternehmen sitzt Inklusionsberaterin Julia Möws von der Handwerkskammer Magdeburg. Sie stellte das Bundesprogramm „Initiative Inklusion“ vor, an der in Sachsen-Anhalt ausschließlich die Magdeburger Handwerkskammer beteiligt ist. „Es geht darum, die Betriebe zu sensibilisieren“, sagte Möws. „Es geht um das Sichtbarmachen der Chancen, viele sind auch einfach falsch informiert.“ Zwar würden die vorwiegend im Land ansässigen Mittelständler ihr nicht die Türen einrennen, aber es werde keine Gelegenheit ausgelassen, um das Projekt zu bewerben, das noch bis 30. Juni 2017 läuft. Das Programm „Initiative Inklusion“ will mehr Ausbildung und Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen erreichen.

18.11.2016